Ehrengarde

Ehrengarde

Am 09. Juli 2011 feierte die Ehrengarde Alverskirchen unter großer Beteiligung der Alverskirchener Schützen und Gastvereinen aus der Region das 125jährige Bestehen.

Nach den Vereinsstatuten des Schützenvereins trägt der Kommandant der Ehrengarde den schlichten Titel "Wachhabender". Der Name "Ehrengarde" kam erst in den 70er Jahren. Die ursprüngliche Wache hatte die Aufgabe, die Vereinsfahne zu bewachen und das Königspaar zu begleiten. Wenn in früheren Kriegen die Fahne oder Standarte verloren ging, sah es böse aus. Denn um und hinter der Fahne scharten sich die Krieger. Daraus hat sich heute in der Wache oder Ehrengarde ein etwas heikler Brauch entwickelt. Sollte es passieren, daß die Fahne entwendet wird, so muß dieselbe freigekauft werden. Eine Runde Bier genügt dazu. Um jedoch die umständliche Entwendung mit gegenseitigem Freikaufen zu umgehen, ist man dazu übergegangen, für Personen, die sich in der Gemeinde besonders hervorgetan haben oder sich finanziell gut stehen, ein "zu klopfen". Nach dem Antreten und Präsentieren ist dann schnell ein Spender gefunden.
Die Zeiten habe sich geändert, und die heutige Ehrengarde hat sich in den letzten Jahren immer weiter vom militärischen Hintergrund gelöst, doch die grün-weiße Uniform und das schnittige Auftreten der Ehrengarde geben immer wieder dem Schützenfest eine besondere Note.

Als Alfons Brockmann seinen Dienst als "Wachhabener" antrat, waren beim ersten Treffen noch ganze sechs Gardisten der alten Garde übrig geblieben. In Heinz Tertilt, Schützenkönig des Jahres 1982, fand er einen Gleichgesinnten. Eifrig gingen beide ans Werk und warben junge Leute. In kurzer Zeit war die Garde wieder auf 20 junge Männer angewachsen. Man muß schon viel Idealismus mitbringen, Freizeit opfern und sich auch unterordnen können. Wöchentlich wird fleißig geprobt, abwechselnd von Hof zu Hof, bis die Handhabung des Gewehrs perfekt funktioniert.

Ein Gardist ohne Uniform ist undenkbar. Da vom Verein jedoch nur ein kleiner Zuschuß gezahlt werden konnte, mußte jeder für seine Uniform zudem noch tief in die eigene Tasche greifen. Zur grünen Jacke mit Schützenkordel, zur weißen Hose und Hemd darf der grüne Binder nicht fehlen. Letztlich gehört der grüne Hut mit Feder auch noch dazu. In Eigenleistung wird des Gardisten bestes Stück, das Holzgewehr, angefertigt. So ausgerüstet kann die Ehrengarde ihre Aufgaben erfüllen.

Neben der Repräsentation des Schützenvereins sollte es die erste Pflicht der Ehrengarde sein, das Vereinsleben positiv zu beeinflussen und stets neue Impulse in den Verein zu tragen. Als äußeres Zeichen der Verbundenheit hat sich die Ehrengarde im "Do-it-yourself"-Verfahren eine Standarte zugelegt. Die Handwerker in den eigenen Reihen drechselten die Fahnenstange aus Eschenholz. Eine Münsteraner Firma nähte und bestickte das seidene Fahnentuch. Darauf steht geschrieben: "Ehrengarde des Schützenvereins Alverskirchen".

Am 25. Mai 1986 hatte die Ehrengarde ihren großen Tag mit der Feier zum 100jährigen Bestehen der Wache. Im alten Protokollbuch ist nachzulesen, daß am 08. Juli 1886 morgens das Dorf duch Böllerschüsse geweckt wurde. Nach der Reveille, dem Weckruf, zog die Wache auf. Anschließend wurde das Schützenfest gefeiert. Dieses Datum sollte der Anlaß für ein farbenprächtiges Fest werden. Am Samstag, den 24. Mai 1986, war auf dem Hofe Schulze Wemhove ein großer Scheunenball mit vielen Gästen von nah und fern. Aus vier Himmelsrichtungen erklang dann am Sonntagmorgen Marschmusik. Pünktlich um 11 Uhr marschierten die Ehrengarden aus Warendorf, Sendenhorst, Dolberg, Everswinkel, Telgte, Albersloh, Müssingen, Sprakel, Einen, Harsewinkel, Ostbevern-Regering, Greven, Milte und Neuwarendorf im Sternenmarsch zum Sportplatz. Leutnant Georg Runge begrüßte alle Gardisten und Spielmannszüge.

So einen großen Schützenzug hatte das Dorf Alverskirchen noch nicht gesehen. Es war ein farbenprächtiges Bild. Nach einem gemeinsamen Gotetsdienst mit Pfarrer Bruno Pottebaum ergriff der Schirmherr des Jubiläums, Baron Freiherr von Twickel, das Wort und begrüßte als Vertreter der Gemeinde die Gardisten und viele Zuschauer. Freiherr von Twickel betonte in einer kurzen Ansprache, daß Alverskirchen in diesen Tagen nicht nur das Garde-Jubiläum zu feiern habe. Auch der DJK Rot-Weiß-Sportverein bestünde nunmehr 20 Jahre, und die Alverskirchener Volksbank könne ebenfalls auf ein schon 100jähriges Bestehen zurückblicken. Dies deutete auf ein von jeher reges Vereinsleben hin. Besonders freute sich Freiherr von Twickel darüber, daß das Fest der Garden nicht einfach nur ausgelassen und übermütig gefeiert werden. Vielmehr komme klar zum Ausdruck, daß sich Gäste und Gastgeber der Tradition bewußt seien und mit Optimismus in die Zukunft blickten.

Nachdem die Fahnenschläger aus Everswinkel, Sprakel und Alverskirchen ihr Können unter Beweis gestellt hatten, zogen alle Gardisten zum Festplatz. Der Festumzug selbst war dabei rund einen Kilometer lang. Im Breiten Busch gab es ein buntes Treiben. Fahnennägel und Wimpel wurden ausgetauscht. Die Gardisten maßen ihre Treffsicherheit beim Scheiben- und auch beim Hampelmannschießen, zumal schöne Preise ausgesetzt waren. Mit einsetzender Dunkelheit leerte sich der Breite Busch, ein schöner Tag klang aus. Alfons Brockmann und seine Gardisten waren rundherum zufrieden. Von allen Seiten wurde ihnen viel Lob gespendet.

Heute ist die Ehrengarde des Schützenvereins nicht mehr wegzudenken. Sie ist ein fester Bestandteil des Vereins geworden und repäsentiert das Dorf Alverskirchen in der näheren und weiteren Umgebung des Münsterlandes.
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