Hofstaat 2023

Thomas Leivermann

Dennis Mors ist neuer Schützenkönig in Alverskirchen. In einem denkwürdigen Ringen um die Königswürde in vier Akten setzte sich der 25-jährige Physik-Student am Samstagabend um 20.13 Uhr mit dem 495. Schuss im Privatduell gegen seinen Vater Thomas durch. „Unser Plan war, irgendwann einmal gemeinsam auf den Vogel zu schießen. Aber doch nicht heute“, verriet die neue Majestät Minuten nach ihrem alles andere als geplanten Coup.

Doch der Reihe nach. 

Akt 1: Es ist kurz vor 15 Uhr, als das gesamte Bataillon bei hochsommerlichen Temperaturen und einem Festmarsch durch Alverskirchen endlich im Breiten Busch ankommt. Schnell bildet sich eine lange Schlange von Schützen, die dem Adler seiner Insignien berauben wollen. Thomas Leivermann schießt das Zepter ab, Samantha Braunisch den Apfel und

Benjamin Kohues die Krone.

Akt 2: Wenig später hat der Vogel auch seine Flügel gestreckt. Über eine Stunde will niemand mehr – abgesehen von einzelnen Lustschüssen – auf den Vogel schießen. „So etwas habe ich echt noch nicht erlebt“, ist Mark Hansel als Vorsitzender des Schützenvereins ratlos. Im Hintergrund wird bereits darüber diskutiert, die Schießordnung zu ändern, um auch Schützen ohne Erstwohnsitz in Alverskirchen den Königsschuss zu ermöglichen.

Akt 3: Es ist fast 18.30 Uhr, als sich Thomas Mors ein Herz fasst und zur Vogelstange schreitet. Doch der 54-jährige will nicht alleine um die Königswürde schießen und überzeugt Sohnemann Dennis mitzukommen. „Ich wollte eigentlich nur einmal schießen“, verrät Dennis Mors später. Doch nach dem ersten Schuss ist der Rückweg zur Theke versperrt. Während sein Vater trifft, ziert sich der

künftige Regent noch bei jedem Schuss und schießt immer wieder daneben.

Akt 4: Das Blatt wendet sich. Während Thomas Mors kalte Füße bekommt und konsequent zu hoch schießt, fasst Dennis Mors der Ehrgeiz König zu werden: „Irgendwann denkst du dir: Es ist eh egal.“ Immer wieder feuert der Spielmannszug Alverskirchen seinen Trommler an, der dem Königsschießen um 20.13 Uhr schließlich ein Ende setzt und sich Sekunden später auf den Schultern

seiner Schützenbrüder wiederfindet. Schützenkönig mit 25 Jahren – ein Traum! Erster Gratulant ist Vater Thomas: „Ich gönne es Dennis so sehr. Der ist einfach super.“ Im Hintergrund zieht der Spielmannszug auf, um seine Majestät zu huldigen und auch das Blasorchester Heimatland Greffen lässt es sich nicht nehmen, die Stimmung weiter anzuheizen. 

Bereits trunken vor Freude sind auch die „Promille Prinzen“. Der Kegelclub hat beim Schützenfest alles erreicht: Dennis

Mors wird König, Julian Müsker bereits am Vorabend Holzschuhkönig und Robin Kloßbuch sichert sich den Orden als Tagesvollster – mehr geht nicht.

Zur Königin erkürt sich die neue Majestät Laura Averbeck, die mit ihm im Spielmannszug musiziert. Den Hofstaat bilden seine Eltern Thomas und Petra Mors, das Königspaar von 1998 Ludger Kemker und Simone Averbeck sowie die Promille Prinzen Benjamin Kohues mit Ilka Eppelmann und Johannes Eikelmann mit Marleen Roer.

Nach dem Festauftakt am Freitag, hatten die Schützen am Samstagmittag mit Pawel Czarnecki Gottesdienst gefeiert. Bei der Kranzniederlegung auf dem Kirchplatz betonte Mark Hansel: „Wir müssen uns permanent hinterfragen, was kann ich persönlich vielleicht im Kleinen dafür tun, Krieg und Leid zu verhindern und für den Frieden einzustehen.“ Schlicht und ergreifend „dumm“ sei es

daher, aus Protest rechtspopulistische Parteien zu wählen und Ängste zu schüren. 

Beim anschließenden Festumzug musste Oberst Marco Leivermann laufen. Erstmals seit seinem Königsschuss im Jahr 2019 saß er hoch zu Ross, doch sein Pferd bockte. „Dann halt nächstes Jahr“, stieg der Oberst sicherheitshalber ab und konnte spätestens am frühen Abend, als Sohn Simon Kinderkönig wurde, wieder richtig lachen. Zur Kinderkönigin erkor er sich Abbey Jagusch und das

Thronpaar bilden Moritz Kerkhoff und Isabell Hesse.

Leider hat sich die Glocke entschieden, unser Schützenfest nicht mehr mit einer eigenen Berichterstattung zu begleiten.